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Menschen mit Demenz und Tiere -
Zum Verstehen einer hilfreichen Beziehung

von Erhard Olbrich

Auszug aus dem Vortrag
zum Thema "Menschen mit Demenz erreichen"
auf der Tagung des Kuratoriums Deutsche Altershilfe im November 2003
von Prof. Dr. Erhard Olbrich, Universität Erlangen-Nürnberg
und Verein "Tiere helfen Menschen e.V."

 



Ich möchte meinen Vortrag mit einer Geschichte von
dem Bloodhound Sooner beginnen.
Die Geschichte stammt von Marlene Zähner, einer jungen Tierärztin aus Zürich:

Sooner besucht eine alte Dame
"Sooner zögerte. Wie jeden Freitagnachmittag gingen wir die vertrauten Gänge des Alters- und Pflegeheims in Raleigh, North-Carolina entlang. Der vertraute Geruch, ein Geruch aus Putz- und Reinigungsmitteln, Essensgerüchen und dem Geruch von Alter und Krankheit, stieg uns in die Nase. Während mich dieser Geruch störte, schien Sooner diese Probleme gar nicht zu haben - typisch Hund! Das Leben ist so, wie es ist, und alles gehört natürlicherweise dazu:
Leben, Geburt, Krankheit, Sterben, Tod. Kein Problem.

Wir waren jetzt anderthalb Stunden in den Gängen und Zimmern; wir besuchten alte Freunde und Bekannte, hielten bei Menschen inne, welche nur noch in ihrem Körper in dieser Welt weilten, machten neue Bekanntschaften. In einigen Zimmern wohnten Patienten, die kein Interesse daran hatten, einen Hund und seine Begleiterin kennen zu lernen. Und das respektierten wir. So war es bisher im Fall von Mrs. Murphy, einer alten Dame, welche immer schon Wert auf ein gutes gepflegtes Aussehen legte, und das, obwohl sie die meiste Zeit nicht mehr fähig war, ihren Raum zu verlassen. Ihr Gesicht zeigte meistens eine Mischung aus Verbitterung, Trauer und Abwesenheit. Zurückgezogen war sie in eine Welt, in die ich nicht folgen konnte. Sie saß häufig in ihrem Rollstuhl, die Hände in ihrem Schoß und schaute fern. In den Monaten, in denen wir dieses Pflegeheim besuchten, wurde unsere Frage, ob wir sie besuchen dürften, nie beantwortet. Kein Blickkontakt wurde aufgenommen; die Tür zu ihrer Persönlichkeit blieb für uns verschlossen.
Heute war es anders. Das leichte Zögern meines Hundes Sooner lenkte meine Aufmerksamkeit zurück in dieses Zimmer.

Sooner stand jetzt still und schaute direkt auf die zierliche Person im kalten weißen Raum, und sein Blick wurde erwidert. "Möchten Sie meinen Hund kennen lernen, Mrs. Murphy?", fragte ich. Keine Antwort, aber die Augen schienen interessiert, sie leuchteten. So wagten wir einen Schritt ins Zimmer. Immer noch keine Antwort, aber auch keine abwehrende Reaktion. Darauf vertrauend, dass Sooner genügend empathische Fähigkeiten besaß, was er auch wiederholt bewiesen hatte, indem er sich nie aufdrängte, aber doch eine freundliche Begegnung suchte und annahm, ließ ich mich von ihm führen. Langsam ging er auf die alte Dame im Rollstuhl zu, stoppte kurz vor ihr und setzte sich hin. Sie schauten einander an.

Mrs. Murphy bewegte die Hände in ihrem Schoß leicht und zögerlich und schon schob sich der Hundekopf in die Nähe ihrer Hand. Lange Zeit der Ruhe, der Stille, und ich ließ es geschehen, die Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Dann übernahm die Hand die Führung und berührte zuerst zögerlich, dann mutiger das seidige Fell des Hundes, suchte sich den Weg über den Kopf, den Hals, die langen Ohren.

Mrs. Murphys Augen leuchteten. Sie erkannten einander, ein Lebewesen das andere, auf einer tiefen wortlosen Ebene. Das bewegte. Ich spürte die Blicke des Pflegepersonals in den Gängen, aber wollte diesen Frieden nicht stören. Nach Minuten, ich weiß nicht wie vielen, hielt die Hand inne, die Dame zog sich wieder in ihr Inneres zurück. Ohne zu zögern stand Sooner auf, drehte sich um und führte mich zur Tür hinaus, den Gang hinunter ins Freie. Sein Besuch war für heute abgeschlossen."

 

Leben in Beziehung
Diese Begegnung hat mich berührt, und ich habe - vielleicht etwas zu weit gegriffen - eine Verbindung zu Martin Buber hergestellt. Alles wirkliche Leben ist Begegnung, sagt er, und Begegnung oder Beziehung sind gerade im Alter eminent wichtig. Bei Alzheimer-Kranken ist es weniger der oberflächliche Kontakt, es ist vor allem die Beziehung, die auf tieferen Schichten der Person geschieht. Martin Buber unterscheidet zwischen Ich-Du-Begegnung und Ich-Es-Beziehung . Bei Sooner und der alten Dame können wir von einer Ich-Du-Begegnung sprechen:

Zu einem Du treten Menschen - so Buber - in unmittelbare Beziehung. Diese Beziehung ist Erwählt-Werden und Erwählen zugleich, sie ist lebendiges Geschenk und Aktion. Da geschieht etwas ganz anderes als in der Ich-Es-Beziehung: Sie meint die Beziehung zu einem Ding mir gegenüber, mit dem ich etwas mache, mit dem ich zurechtkomme. In der Ich-Es-Beziehung ist das Ich zwar Herr der Stunde, aber es ist nicht fähig, einem anderen Wesen wirklich wesenhaft zu begegnen. Eine Ich-Es-Beziehung nehme ich als Wissenschaftler vielleicht zu einem Schmetterling auf, den ich auf eine Nadel gespießt habe, dessen Beine ich zähle, dessen Flügelzeichnung ich registriere. Ganz anders die Ich-Du-Begegnung. Sie berührt mich ganz zentral und ich lasse mich berühren, ich gebe etwas von mir selbst in die Begegnung und mir wird etwas geschenkt......


 

 

 

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