Delphintherapie - kritisch gesehen
von Norbert Kochhan
Delfintherapien werden in der Öffentlichkeit leider nur einseitig, also im Sinne der Anbieter dargestellt.
Eine kritische Sichtweise wird meist nicht zugelassen, da sie sich eventuell geschäftsschädigend auswirken könnte.
Trotzdem möchte ich hier eine andere Seite des Themas "Delfintherapie" schildern, die gerne in der Öffentlichkeit verschwiegen wird und Sie bitten, Ihr Engagement daraufhin
erneut zu überdenken:
Viele Ärzte und Heilmittelerbringer arbeiten leider in diesem Bereich und vermitteln dadurch nach außen „Wissenschaftlichkeit“.
Sie kooperieren mit Delfinarien oder Therapieeinrichtungen wie kidsanddolphins oder mydolphins GmbH weltweit u.a. auch in Europa.
Wissenschaftlich belegt sind die Ergebnisse bisher nicht und die gesetzlichen und privaten Krankenkassen lehnen die Kostenübernahmen wegen bisher nicht erwiesener Effekte, weiterhin ab, allein aber auch schon wegen der negativen Kosten-Nutzen-Rechnung.
Alle seriös Tätigen im Therapiebereich wissen, dass bestimmte Störungsbilder/ Behinderungen nicht in einem Schnellverfahren behandelt werden können.
Einige Eltern betroffener Kinder werden im Laufe einer Therapie ungeduldig und erwarten schnellere Entwicklungsschritte ihrer Kinder. Sie wechseln die Therapeuten in der Hoffnung, der nächste mache es besser. So entsteht durch diese hohe Erwartungshaltung eine niedrige Frustrationsgrenze.
Hier setzen die Anbieter der Delfintherapie an und sprechen von "4 mal schnelleren Ergebnissen" und werben damit für ihre Delfintherapie. Das halte ich grundsätzlich für unseriös.
Konventionelle Behandlungen, die seit langem wissenschaftlich belegt und anerkannt sind, wie etwa Ergotherapie oder Logopädie können Eltern bei fundierter Beratung sicherlich den Druck nehmen.
Gerade im Bereich von Mehrfachbehinderungen oder komplexen Krankheitsbildern ist Geduld gefragt und nichts kann „schnell“ erreicht werden und dabei noch langfristig und nachhaltig sein.
Dazu kommt, dass Delfine "nur" Säugetiere sind, denen man zwar eine hohe Intelligenz nachgewiesen hat, die aber nichts Mystisches haben, magische Sonarwellen aussenden oder sich gar als Therapeuten eignen.
Diese Tiere leiden unter den oft engen Haltungsbedingungen, unter der Kontaktpflicht zum Menschen und sind als nicht domestizierbare Wildtiere in diesen Einrichtungen unter Dauerstress.
Grundsätzlich ist daher jegliche Haltung von Delfinen zu Therapiezwecken abzulehnen, sei es in sogenannten offenen Lagunen oder in Delfinarien wie etwa Nürnberg.
Dazu muss die Frage geklärt werden: Woher stammen die Delfine in den Einrichtungen?
Nachzuchten sind nicht nachhaltig, die Delfinarien Duisburg und Nürnberg gelten als die größten Delfinfriedhöfe Europas.
Wenn die Nachzuchten nicht gelingen, muss man die Tiere über Umwege beziehen, ein Direktimport ist in der EU verboten.
In der Delfinlagune Nürnberg soll nach Neueröffnung die DAT (dolphin asstisted therapy) angeboten werden.
Diese beruht hier auf der Grundlage einer fast 13-jährigen Forschungsstudie der Universität Würzburg in Kooperation mit dem Tiergarten Nürnberg. Der Studie werden methodische Mängel vorgeworfen (www.wdsf.eu/images/stories/pdfs/rezensiondelpfintherapie.pdf und www.wdcs-de.org/docs/Delfintherapie.pdf).
Selbst diese Studie findet in der Fachwelt bisher keine Anerkennung, so dass die Krankenversicherer die Kostenübernahme weiterhin zu recht verweigern.
Was betroffenen Eltern auch verschwiegen wird:
In Japan finden jährlich die berüchtigten Delfin-Treibjagden statt, bei denen bis zu 20.000 Tiere gefangen werden.
Etwa 10% der Fänge werden am Leben erhalten, antrainiert und für bis zu 100.000$ an Vergnügungsparks und Delfinarien in alle Welt verkauft, der Rest wird brutalst abgeschlachtet.
Siehe Taiji in Japan: www.walschutzaktionen.de/1119701/1119901.html
Solange es Delfinarien gibt oder Organisationen wie kidsanddolphins, die Delfintherapien anbieten, wird es diese Treibjagden geben!
Welche andere Therapieform, außer der Delfintherapie, wird so mit dem Leid von Tieren durchgeführt?
All diese Informationen werden betroffenen Eltern meist vorenthalten. Einige Familien geraten in den finanziellen Ruin, da sie solche Beträge oft nicht selbst aufbringen können und somit auf Hilfe Dritter angewiesen sind.
Die Kosten einer Delfintherapie stehen in keiner Relation zum scheinbaren Ergebnis.
Dazu berichten kritische Eltern, die bereits DAT-Erfahrung gemacht haben, dass die langen Anreisen in eine klimatische völlig andere Gegend mit allen dazugehörigen Strapazen oft auch Stress für ihre Kinder bedeuten.
Mit ist es wichtig, dass Eltern, die verständlicherweise alles für ihre Kinder tun würden, darüber Bescheid wissen und sich neu Gedanken darüber machen.
Diese Eltern müssen über das Genannte aufgeklärt werden und es ist Aufgabe von Ärzten, Psychologen und Heilmittelerbringern, diesen Eltern den Druck zu nehmen, schnelle und erkennbare Heilungsprozesse bei ihren Kinder in Kürze zu erwarten und ihnen seriöse Behandlungsmethoden nahezulegen.
Norbert Kochhan
Biologe/ Logopäde
www.wdsf.eu/wdsf-kuratorium
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